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Begonnen hatte es mit Linolschnitt in einem VHS-Kurs für Erwachsene 1969, an dem ich „mitlaufen“ durfte. Stillleben mit Kürbis, Flaschen. Strukturen, Oberflächen, die Umsetzung in die Druckvorlage (den Linolschnitt) und dann der erste Handabzug. Linoleum gab es praktisch umsonst und schon Ende der 60er, Anfang der 70er war dieses Öl-Sand-Gemisch genau das Material, mit dem ich als Schüler hantieren konnte. Das Handwerkszeug war semiprofessionell, die Walze viel zu klein, die Farbe wasserlöslich und bildete Quetschränder, das Papier stark holzhaltig usw. Aber die Neugierde auf diese Technik (der Hochdruck) war geweckt und suchte nach Gestaltungsmöglichkeiten.

Ende der 70er Jahre entstand ein „Kneipenzyklus“, von dem wohl nichts mehr übriggeblieben ist und dann Ende der 80er Jahre, die Expressionisten und die Begegnung mit den Arbeiten HAP Grieshabers, der große Paarzyklus und die Landschaften.

Mittlerweile in eigenem Atelier mit einer umgerüsteten Karlsruher Radierpresse, geeignetem Werkzeug, besten Druckfarben, Maschinenbütten (zum Drucken) und unterschiedlichsten Sperrholzplatten.

Holzschnitte 1989-1994

Was ist ein Holzschnitt?

Holzschnitt bedeutet die Herstellung einer Druckform aus Holz. Hierzu können sowohl plane Holzplatten wie Sperrholzplatten oder andere Verbundholzplatten wie auch natürlich gewachsene Hölzer (zur Abbildung der Maserung oder der Jahresringe) in Brettform Verwendung finden.

Das Grundprinzip des Holzschnitts ist, dass die zu druckenden Elemente hoch stehen und die nicht druckenden Elemente entfernt werden müssen. Daher stammt die drucktechnische Bezeichnung „Hochdruck“: die erhabenen Teile bilden das Druckbild, können mit Farbe eingewalzt oder mit Pinsel eingefärbt werden. Auf diese eingefärbte Druckform wird ein Bogen Papier gelegt und entweder per Druckwalze, Druckpresse, mit dem Löffel oder einem Falzbein unter Druck auf die Rückseite des Papiers bearbeitet, solange, bis ein zufriedenstellendes Druckbild auf dem Papier zu sehen ist.

Zu den originalen Hochdrucktechniken zählen  alle Möglichkeiten, bei denen hochstehende Teile der Druckform Farbe annehmen und an einen Papierbogen weitergeben werden können (Kartoffeldruck, Linoldruck, Moosgummidruck usw.).

Die beweglichen Buchstaben (Lettern), die Gutenberg einsetzte, waren ebenso wie die damals verwendeten Abbildungen aus Holz geschnitten. Anfangs wurden ganze Seiten mit seitenverkehrt geschriebenen und ausgeschnittenen Buchstaben als Druckstöcke verwendet, bis Gutenberg die beweglichen (und damit wiederverwendbaren) Lettern erfand, wozu einzelne Buchstaben zu Wörtern zusammengesetzt die Druckform bildeten. Damit konnte man nun Bücher drucken. Daher der Begriff Buchdruck, eine der ältesten Hochdrucktechniken. Die Form der Vervielfältigung existierte bereits zur Herstellung von mehreren gleichen Exemplaren (Auflagen) in Form von Spielkarten, Ablassbriefen, Flugblättern. Die lateinische Bibel war das erste Buch, das nun mit beweglichen Lettern auf diese Weise in einer Auflage von 180 Exemplaren, hergestellt wurde.

Gutenberg nutzte zunächst eine umgearbeitete Weinpresse mit einem beweglichen Druckvorlagenhalter. Dieser wurde ausgezogen, die dort befindliche Druckplatte mit einem Ledertampon eingeschwärzt, ein Bogen Papier vorsichtig auf den eingefärbten Druckstock aufgelegt und die Lade unter den Stempel der Presse eingefahren. Dann wurde die Presse heruntergedreht, um mit dem Druck des Pressenstempels das Papier gegen den Druckstock zu pressen und so die Farbe vom Druckstock auf das Papier zu übertragen. Auf diese Weise konnten mehrere hundert Exemplare eines Druckstocks abgezogen werden.

Durch den Druck veränderte sich allerdings das Druckbild. Je länger der Druck einwirkte, je höher die Auflage wurde, desto mehr wurde der Holzschnitt samt den Buchstaben breit gequetscht und verlor seine Detail- und Kantenschärfe. Höhere Auflagen über 500 Exemplare zeigten daher im Verlauf vom ersten Druckbild bis zum letzten deutliche Qualitätsunterschiede. Dies ein Grund, weshalb Originaldruckgrafiken nicht nur handsigniert, sondern vor allem nummeriert werden: 1/100 bedeutet erster Druck einer Auflage von 100 Drucken.

Der Holzschnitt verlor allerdings an Bedeutung, denn der Bedarf nach höheren Auflagen war mit dem Holzschnitt technisch nicht realisierbar. Zwar wurden für bewegliche Lettern und vor allem für große Schrifttypen (Plakatschriften) noch bis ins 20. Jahrhundert Holzlettern aus Harthölzern benutzt, aber die mussten je nach Auflage und Grad der Abnutzung ausgetauscht werden.

Die weitere Entwicklung des Hochdrucks, seine Verfeinerung im Holzstich, Ersatz der Holzlettern durch Bleilettern bis hin zu Stahldruckvorlagen und zum Rotations- (Zeitungsdruck) spannt sich ein weiter Boden unter dem Begriff „Hochdruck“.

Die Künstlergruppen des deutschen Expressionismus griffen den künstlerischen Holzschnitt wieder auf, just dann, als die industrielle Verwendbarkeit obsolet geworden war. In den 60er Jahren trat HAP Grieshaber in den Vordergrund, der Fläche und Linie des Holzschnitts modernisierte. Anstelle des Schnitzmessers trat die Schleifmaschine und so mancher Papierabzug von teilweise türgroßen Brettern schuf mit dem Löffel als Handabzug.

Immer wieder tauchen in der Kunstszene Holzschneider*innen auf, die von der Materialität des Holzes, den Möglichkeiten der Drucktechnik und den expressiven Gestaltungsmöglichkeiten angetan sind.